1819 erbauten die Brüder Jakob und Johann Huber eine Kapelle in Grub auf dem Platz der alten St. Ulrichs-Kirche. Sie wurde mit einem Hausaltar aus dem Pfarrhaus in Markt Schwaben ausgestatten, sowie mit dem Bild der "Unbefleckten Empfängnis Mariä".
Der Vorgängerbau, die alte Kirche St. Ulrich, wurde in den Freisinger Martikeln aus dem Jahr 1315 erwähnt. Unter Berücksichtigung der nahen Beziehung des später heilig gesprochenen Bischofs Ulrich von Augsburg zu dem Grafen von Ebersberg, wird die Erbauung der Kirche, die 1806 abgerissen wurde, im frühen 11. Jahrhundert vermutet.
Die Ortsgeschichte von Grub und damit auch die Geschichte der Ulrichskapelle Grub hat der Archivar am „Bayerischen Hauptstaatsarchivar – Claus Mannshart aus Poing – fachkundig erforscht.
In der Jubiläumsschrift der Landesanstalt Grub, „Grub 1918 – 1993, 75 Jahre im Dienste der Förderung der tierischen Erzeugung in Bayern“, ist die Geschichte der ersten Ulrichskapelle beschrieben. Der Standdort dieser ehemaligen Ulrichskapelle lag auch im Bereich der heutigen Kapelle. Über das Alter und den Ursprung der alten Ulrichskapelle existieren keine sicheren Aufzeichnungen.
Die erste Erwähnung der Kapelle finden wir in den Matrikeln des Bistums Freising aus dem Jahre 1315. Darin wird Grub unter den Filialkirchen der Pfarrei Landsham genannt. Das Patrozinium der Filialkirche erfahren wir erst aus der Sunderndorferschen Matrikel von 1524, nämlich das des heiligen Ulrich. Das Aussehen der alten Kapelle ist auf einem Votivbild in der St. Stephanskirche in Landsham, das anlässlich einer Viehseuche im Jahre 1712 gestiftet wurde, ersichtlich.
Auf diesem Bild ist die Kapelle in Grub als einschiffiger Saalbau mit eingezogenem Chor und einem achteckigen, zwiebelbekrönten Dachreiter dargestellt. Wahrscheinlich ist sie im Jahre 1806 abgerissen worden. Ein genaues Datum ist nicht bekannt. Am 18. August 1806 machte das Landgericht Schwaben der Landesdirektion in München den Vorschlag, das Baumaterial der Kapelle in Grub, falls sie für entbehrlich gehalten werde, zum Bau des Schulhauses in Gelting zu verwenden.
In einem als Anlage zu diesem Schreiben beiliegenden Bericht des Pfarrers von Schwaben wendet dieser jedoch ein, der Gruber zu Grub habe die Kapelle gekauft und sei alleiniger Eigentümer. Fast wöchentlich lasse er dort eine Messe lesen. Auf einen Bericht den Rentamts Schwaben hin stellte die Landesdirektion am 28. August 1806 fest, dass die Kapelle in Grub entbehrlich sei. Kurze Zeit später dürfte sie abgerissen worden sein.
Im Jahre 1819 errichteten die Brüder Jakob und Johann Huber die jetzige Ulrichskapelle. Dort stellten sie einen Hausaltar aus dem Pfarrhaus in Markt Schwaben auf, auf dem ein von dem Freisinger Maler Ignaz Alois Frey geschaffenes Bild der unbefleckten Empfängnis Mariä zu sehen ist.
1822 stellte der Schwabener Pfarrer Maximilian Joseph Schauer den Antrag, die Kapelle benedizieren zu dürfen. Zu dieser Kapelle entwickelte sich bald eine Wallfahrt, dies kann man einem Gesuch von Jakob Huber um Verleihung einer Wirtschaftskonzession entnehmen, das er mit dem Besuch vieler Wallfahrer begründet. Ulrich galt neben Leonhard, Wendelin, Notburga und Isidor zu den bekannten Schutzheiligen und Fürbittern der Bauern im hiesigen Gebiet. Dies bezeugen auch die zahlreichen Ulrichskapellen und Ulrichskirchen.
Manfred Weitlauff hat in seiner Schrift über „Bischof Ulrich von Augsburg 890 – 973, seine Zeit – sein Leben – seine Verehrung“ u.a. folgendes geschrieben: „Im Jahre 1955, zur tausendsten Wiederkehr der Schlacht auf dem Lechfeld, veröffentlichte die „Münchener Katholische Kirchenzeitung“ einen kleinen Beitrag, der sich unter dem Titel „Sankt Ulrich in unserer Erzdiözese“ mit dem Ulrichspatrozinien im Erzbistum München und Freising befasst. Dort wird die starke Verehrung von Ulrich betont und als Indiz werden die 36, dem heiligen Ulrich geweihten Kirchen, erwähnt gegenüber nur 12 Patrozinien des eigenen Bistumspatrons Korbinian.
Zu den Fürbittstätten wurden auch Votivgaben gebracht, so auch zur heutigen Ulrichskapelle in Grub, es waren Votivgaben aus Wachs sowie Votivbilden. Christine Morawa hat in einem Artikel über „Bäuerliche Arbeit und himmlischer Segen“ u.a. folgendes geschrieben: „Grundlage ländlicher Religiosität war nicht die meditative Bibelkenntnis, sondern ein vitales Überlebensinteresse. Krankheit, Unwetter, Viehseuche und Schädlingsbefall bedrohten die bäuerliche Arbeit und ihren Ertrag, ja die gesamte Existenz, und veranlassten den Menschen auf dem Land zu verschiedenen Frömmigkeitsformen. Wo die Bedrängnis ist, hält man nach einem Beschützer Ausschau.
Von den Votivgaben aus Wachs sind leider nur noch wenige vorhanden, so u.a. Arme und Beine, die die Gebrechen am eigenen Körper oder den Körper der Angehörigen verdeutlichen sollten. Gut erhalten sind die Votivtafeln. Das häufigste Motiv sind Votivtafeln mit Tieren oder Dankgebeten. Sehr oft ist die Aufschrift „Maria hat geholfen“ zu lesen.
Dies dürfte ein Hinweis sein, dass in der Kapelle eine Abbildung der Muttergottes oder eine Muttergottes Statue war. Neben den Votivgaben sind Statuen des hl. Leonhard sowie eine Pieta, also Maria mit dem Leichnam von Jesus in den Armen, Bestandteil der Kapelle. Sowohl die Votivgaben als auch die genannten Statuen sind aus Sicherheitsgründen aus der Kapelle genommen worden.
Die Votivtafeln sind vorwiegende um die Jahre 1825 – 1860 in die Kapelle gebracht worden. Die letzte Votivtafel hat ein früherer Arbeiter des staatlichen Versuchsgutes angebracht, mit folgender Aufschrift: „Rußland, am 8. Juli 1944. Maria hat geholfen in der Schlacht an der Beresina“, Michael Hauner.
Die Ulrichskapelle ist seit dem Ankauf des Staatsgutes im Jahre 1918. Im Besitz des Staatsgutes Grub. Das Staatsgut Grub ist daher auch für die bauliche Pflege der Kapelle verantwortlich. Die letzte größere Renovierungsmaßnahme war die Erneuerung des Dachstuhles Ende der 70er Jahre. Dr. Muggenthaler, der damalige Leiter des Versuchsgutes beauftragte den Mitarbeiter Josef Koch diese Arbeit zu leisten. Josef Koch, ausgebildeter Zimmerer, gestaltete auch den Kapellenturm und vereinbarte mit dem Kunstschmied Karl Orth aus Poing ein Kreuz für den Turm anzufertigen. Auch der Außenputz der Kapelle wurde erneuert. Kleinere Maßnahmen wie Trockenlegung der Grundmauern und Malerarbeiten im Innenraum folgten in den letzten Jahren.
Für die kirchliche Betreuung der Bewohner des Ortes Grub sowie die Einbeziehung der Ulrichskapelle in das religiöse Leben war 1881 bis 1972 die Pfarrei Kirchheim zuständig. In der Andreas Kirche in Kirchheim ist auch heute noch ein kleines Emailschild mit der Aufschrift „Stiftungsgut Grub“ angebracht. In den Jahren 1960 und 1970 fanden im Speisesaal der Landesanstalt an einigen Sonntagen Gottesdienste statt. Zum 40-jährigen und 50-jährigen Gründungsfest des Gruber Arbeitervereins fanden am 17.07.1960 und im Jahr 1970 Gottesdienste im Freien im Bereich der Ulrichskapelle statt.
1973 kam der Ortsteil Grub der Gemeinde Poing im Zuge der Neugliederung der Erzdiözese München-Freising zur Pfarrei Poing. Diese Zugehörigkeit zur Pfarrgemeinde Poing brachte auch eine stärkere Einbeziehung der Ulrichskapelle in das Geschehen der Pfarrgemeinde.
1980 feierte der Gruber Arbeiterverein sein 60-jähriges Gründungsfest mit einem großen Festgottesdienst vor der Ulrichskapelle. Für Pfarrer Langwieder war dieser feierliche Festgottesdienst im „Grünen Dom in Grub“ – wie Pfarrer Langwieder dies einmal nannte – der Auslöser, dass künftig zum Namenstag des heiligen Ulrich – 5. Juli – bei den Bayerischen Staatsgüter, am Staatsgut Grub, jährlich im Juli das Ulrichsfest gefeiert wird.
Quelle: Bayerische Staatsgüter