Die Gemeinden Anzing, Baierbrunn, Feldkirchen, Grafing, Gräfelfing, Grasbrunn, Haar, Kirchheim, Kirchseeon, Neubiberg, Neuried, Poing, Schäftlarn und Zorneding haben die letzten drei Jahre genutzt, um in ihren Kommunen die Energieeffizienz voranzubringen. Organisiert waren sie dafür im Kommunalen Energieeffizienz-Netzwerk Ebersberg-München, das am Mittwoch (20.9.) im Rahmen einer feierlichen Abschlussveranstaltung in der Stadthalle Grafing erfolgreich zu Ende gegangen ist.
Im Rahmen dessen wurde der Gemeinde Poing eine Urkunde zur Zielerreichung übergeben. Poing war in vielen Punkten sehr erfolgreich, z. B. mit dem Anschluss der gemeindlichen Gebäude an das Fernwärmenetz, der Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED (hier wurden beispielsweise 109,22 t/a CO2 eingespart), mit der Errichtung von 10 E-Ladesäulen und vielem mehr.
Unabhängig und klimafreundlich, das soll die Heizung der Zukunft leisten. Doch im Jahr 2021 wurden 74 Prozent aller Heizungen immer noch mit Gas und Öl betrieben, so der Bund Deutscher Energie- und Wasserwirtschaft. Die Wärmewende in den kommenden Jahrzehnten ist daher eine kolossale Herausforderung – und stand deshalb im Mittelpunkt des Netzwerktreffens des Kommunalen Energieeffizienz-Netzwerks Ebersberg-München, das am Mittwoch (1. März 2023) im Bürgerhaus Gräfelfing stattfand.
Eine große Chance für das Gelingen der Wärmewende liegt in der kommunalen Wärmeplanung. Diese müsse stärker als Strategie verstanden werden, so Steffen Petruch von der Energieagentur im Kreis Ludwigsburg, der den ersten Fachvortrag des Tages hielt. Der strategische Ansatz richtet den Blick auf ein konkretes Zieljahr und stellt die Frage, wie bis dahin eine klimaneutrale und preisstabile Wärmeversorgung innerhalb einer Kommune erreicht werden kann.
Möglich ist das durch den Einsatz verschiedenster Energieträger, wobei Petruch auf die geringe Wirtschaftlichkeit von zum Beispiel regenerativ erzeugtem Wasserstoff hinwies. Das größte Potenzial bieten Nah- und Fernwärmenetze, die beispielsweise aus geothermischen Quellen gespeist werden. Wichtig sei dabei jedoch die frühe Einbeziehung der Öffentlichkeit, damit die Bürgerinnen und Bürger einen Planungshorizont bekommen.
Im zweiten Fachvortrag stellten Thorsten Brunzema und Theresa Henne vom Kompetenzzentrum Kommunale Wärmewende kurz einige Praxisbeispiele für unterschiedliche Herangehensweisen bei der kommunalen Wärmewende vor: von einem demokratischen Ansatz, bei dem alle Akteure gleich von Beginn an beteiligt sind (Kreis Lörrach) bis hin zur Erstellung eines Wärmekatasters der seitens eines Landkreises den Kommunen als Basis für weitere, eigenständige Planungen angeboten wird (Landkreis Emsland).
Der Ansatz einer breiten Beteiligung scheint nach Aussage des Kompetenzzentrums dabei der erfolgreichere zu sein. Unabhängig von der jeweiligen Strategie sei aber für das Gelingen der Wärmewende vor allem die Reduzierung des Energiebedarfs nötig – und das lässt sich auch ohne eine kommunale Wärmeplanung angehen, zum Beispiel durch Beratungen zu Wärmedämmung, Haussanierungen, etc..
Bevor es abschließend in den Austausch der Kommunen untereinander ging, stellte Sebastian Gröbmayr vom Institut für nachhaltige Energieversorgung (INEV) die derzeitig mögliche Förderung für die kommunale Wärmeplanung vor. Noch bis Ende des Jahres können Kommunen, die bisher noch kein Themenfeld Wärme in ihren Klimaschutzkonzepten berücksichtig haben, eine Förderung von 90 Prozent im Bereich der Wärmeplanung in Anspruch nehmen. Im kommenden Jahr gewährt der Fördermittelgeber noch 60 Prozent, bevor die Wärmeplanung mit großer Wahrscheinlichkeit ab 2025 zur Pflichtaufgabe wird.
Nicht zuletzt verdeutlicht die Höhe dieser Förderung, als welch immense Herausforderung die Wärmewende auch durch den Staat angesehen wird. Deutschland und seinen Kommunen steht ein Paradigmenwechsel in der Wärmebereitstellung bevor, für den insbesondere in den Landkreisen rund um die Landeshauptstadt München natürliche Voraussetzungen – wie etwa das Geothermie-Potenzial – genutzt werden können. Da die Wärmewende unausweichlich ist, sollten Kommunen frühzeitig in die Planungen einsteigen, so das Fazit des Netzwerkstreffens.
KEEN – Kommunales Energieeffizienz-Netzwerk Ebersberg-München
Nicht alle kommunalen Liegenschaften lassen sich problemlos auf 19 Grad herunterheizen, bei Kindertagesstätten oder Seniorenwohnheimen kommt eine Gemeinde da schnell an ihre Grenzen – und auch nicht jeder oder jede Angestellte ist glücklich über 19 Grad Bürotemperatur.
Dennoch versuchen viele Kommunen, Heizenergie mit Einsetzen der kommenden Heizperiode zu sparen und eine Raumtemperatur von 19 Grad in ihren Gebäuden weitestgehend umzusetzen. Das ist eine Erkenntnis des inzwischen achten Treffens des Kommunalen Energieeffizienz-Netzwerks Ebersberg-München, das am Mittwoch, 21. September, in Poing stattfand.
Das Thema des Treffens lautete „kommunales Energiemanagement“. Kommunales Energiemanagement (abgekürzt: KEM) bedeutet: Jede Kommune verbraucht selbst Energie in ihren eigenen Liegenschaften, sei es im Rathaus, in Kindergärten und Schulen, in den Gemeindehäusern.
Hier gilt es, Energie einzusparen bzw. den Energieverbrauch zu optimieren – und damit auch Vorbildfunktion gegenüber Bevölkerung und Unternehmen zu übernehmen. Die Kommunen können in ihrer Rolle als Verbraucher bereits mit einfachen und geringinvestiven Maßnahmen Erfolge erzielen, zum Beispiel, indem sie …
• … den aktuellen Energieverbrauch der bestehenden Liegenschaften regelmäßig, mindestens monatlich erfassen. Gibt es keine digitalen Zähler, sind hier meist die Hausmeister gefragt.
• … die erhobenen Daten auswerten und vergleichen, die Verbrauchsschwerpunkte identifizieren und Maßnahmen zur Senkung des Energiebedarfs einführen.
• … dem Gemeinderat und der Öffentlichkeit jährliche Energieberichte vorlegen, um zu informieren und zu sensibilisieren.
Im Mittelpunkt des aktuellen KEEN-Netzwerktreffens standen die Erfolge, die die beteiligten Kommunen bereits erreicht haben, und die Schritte, die sie derzeit – auch angesichts der aktuellen Energiekrise – planen. Darüber hinaus gab es Fachvorträge von Softwareanbietern.
Denn zum Energiemanagement gehören zwangsläufig digitale Unterstützungsmöglichkeiten, sei es in Form simpler Excel-Tabellen oder mithilfe hochentwickelter Apps. Solche App- oder webbasierten Softwarelösungen bieten vielerlei Funktionen, von automatischer Zählerstands-erfassung über Controlling und Berichtswesen bis hin zu Plausibilitätskontrollen, Fehler-überwachung, Verbrauchsmuster-Erkennung usw.
Den Schlusspunkt bei den Fachvorträgen setzte Sebastian Gröbmayr vom Institut für nachhaltige Energieversorgung (INEV). Er stellte die Fördermöglichkeiten für ein kommunales Energiemanagement vor. Die Fördermöglichkeiten gemäß der Kommunalrichtlinie des Bundes sind derzeit mit bis zu 70 Prozent Zuschuss für 36 Monate höchstattraktiv. „Wenn eine Kommune darüber nachdenkt, ein kommunales Energiemanagement einzuführen, sollte sie die Gelegenheit jetzt nutzen“, fasste der Leiter des INEV, Professor Dr. Dominikus Bücker, schließlich zusammen.
Bevor es abschließend in den Austausch der Gemeinden untereinander ging, erläuterte Philipp Rinne von der Energieagentur Ebersberg-München noch einmal die Angebote der energietechnischen Beratungsteams von INEV und Energieagentur für die Netzwerkmitglieder.
Im Angebot, teils als Sofortmaßnahmen zu Beginn der Heizperiode, sind aktuell unter anderem: Heizungs-Check, Strom-Check, Sanierungsfahrplan, kommunales Energiemanagment in einer Voll- und in einer Light-Version, Photovoltaik-Strategie und Wärmestrategie. Dies alles, um die Kommunen in der aktuellen Stresssituation bestmöglich zu unterstützen.
Das nächste Netzwerk-Treffen findet im Dezember statt. Thematisch wird es um Maßnahmen zur Heizungsoptimierung und um den hydraulischen Abgleich gehen.
Im Rahmen des Netzwerks wollen die teilnehmenden Kommunen konkrete Maßnahmen zur Einsparung von Energie umsetzen, um dadurch CO2-Emissionen und Kosten zu senken. Dabei profitieren Sie von dem Erfahrungsaustausch im Netzwerk und der fachlichen Beratung durch das Institut für nachhaltige Energieversorgung und der Energieagentur Ebersberg-München.
Am 25.06.2020 beschloss der Gemeinderat den Beitritt zum kommunalen Energieeffizienznetzwerk Ebersberg-München. Am Mittwoch, den 14.10.2020 startete das Netzwerk offiziell. Bei der Auftaktveranstaltung im Bürgersaal der Gemeinde Haar unterzeichnete Poings Erster Bürgermeister Thomas Stark gemeinsam mit 13 Amtskolleginnen und -kollegen der weiteren Teilnehmergemeinden die Verträge.
Im Kommunalen Energieeffizienz-Netzwerk Ebersberg-München haben sich die Kommunen Anzing, Baierbrunn, Feldkirchen, Grafing, Gräfelfing, Grasbrunn, Haar, Kirchheim, Kirchseeon, Neubiberg, Neuried, Poing, Schäftlarn und Zorneding zusammengetan, um mit Unterstützung durch die Energieagentur Ebersberg-München sowie durch das Institut für nachhaltige Energieversorgung in Rosenheim innerhalb von drei Jahren Netzwerkarbeit Erfahrungen auszutauschen und signifikant Energie- und Treibhausgase einzusparen.
Das Institut für nachhaltige Energieversorgung (INEV) an der Technischen Hochschule Rosenheim steht unter der Leitung von Prof. Dr. Dominikus Bücker. INEV unterstützt Kommunen und Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung von Konzepten und Maßnahmen zur nachhaltigen und effizienten Nutzung von Energie sowie zum Klimaschutz und bietet Beratung und Zertifizierung in den Schwerpunkten Klimaneutralität, Energieeffizienz und Energieversorgung an.