(mw) Wie eine Acht sieht sie aus, die Schildkröte, die Manuela Gaßner auf einem ihrer Fotos zeigt. Es ist keine Montage, die Schildkröte ist wirklich so gewachsen – weil sich ihr Körper im Plastikring eines Sixpack-Halters verfing. Es sind Bilder wie diese, die den rund 50 Besucherinnen und Besuchern beim Fachgespräch Energiewende am Montag (10.2.2020) in der Poinger Einkehr verdeutlichen, warum die Welt plastikfrei werden sollte.
Manuela Gaßner redet von Kontrollverlust, von mangelndem Recycling und von der Eigenverantwortung der Konsumenten: „Die Geschäfte bieten nur das an, was die Kunden kaufen. Und manchmal ändern Geschäfte auch ihr Sortiment, wenn man sich über unnütze Verpackungen beschwert", sagt sie.
Die dreifache Mutter weiß gut, wovon sie spricht. Seit 2015 beschäftigt sich die Agrarwissenschaftlerin mit der Plastikmüllvermeidung – und hat das Müllaufkommen in ihrer eigenen Familie drastisch reduzieren können: „Einen bis anderthalb gelbe Säcke füllen wir inzwischen nur noch pro Jahr." Ein ungläubiges Raunen geht durch den Nebenraum der Poinger Einkehr und doch wagt niemand, ihre Zahl anzuzweifeln. Weil die Anwesenden wissen, dass eine drastische Vermeidung möglich ist – wenn man seinen Einkauf anders organisiert, bewusster auf Verpackungen achtet und sich hinterfragt, ob man wirklich jedes Produkt auch im Laden kaufen muss.
Was sie damit meint, erklärt sie im zweiten Teil ihres Vortrags. Da gibt Manuela Gaßner praktische Tipps und erinnert sanft aber mahnend an die Eigenverantwortlichkeit jedes Einzelnen: „Wenn man nur jedes zweite Mal sein Brot beim Bäcker in einen von Zuhause mitgebrachten Beutel legen lässt, spart man bereits die Hälfte seines bisherigen Verbrauchs an Brottüten ein", sagt sie. Ein Tipp, der banal klingt, aber für viele Anwesende trotzdem Neuland ist, weil es die Selbstverständlichkeit des eigenen Konsums mit seinen Gewohnheiten infrage stellt.
Das ist, das merkt man bei Manuela Gaßners Vortrag sehr schnell, der eigentliche Schlüssel zur Müllvermeidung. „Das beste Recycling ist der Müll, der gar nicht erst produziert wird", fasst jemand aus dem Publikum im nachfolgenden Gespräch den Vortrag mit seinen praktischen Tipps zusammen. Und der macht Mut – trotz der eindrücklichen Bilder zu Beginn. Denn Müllvermeidung ist machbar. Mit zunächst kleinen Schritten und dann immer konsequenter.
Das haben auch die Bürgerinnen und Bürger aus Poing erkannt. Im Anschluss an den Vortrag stellt sich noch der Plastikfrei-Stammtisch aus der Gemeinde vor. Eine Gruppe engagierter Menschen, die durch Gaßners Vortrag noch motivierter sind und die die Gründung eines Unverpackt-Ladens für Poing in Aussicht gestellt haben.
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Die Gemeinde Poing war Gastgeberin des Fachgesprächs Energiewende. Am 10. Februar 2020 gab eine Expertin Tipps zur Plastikvermeidung mit dem Thema „Raus aus der Plastikflut“. Der Eintritt war frei.
Egal ob beim täglichen Einkauf im Supermarkt, bei der Onlinebestellung oder beim Einkauf im SB-Möbelhaus: Wer heute etwas kauft, kauft dabei auch eine riesige Menge von Verpackungsmüll, allem voran Plastikmüll – und der bedeutet nicht nur in der Herstellung einen riesigen Energieaufwand, sondern sorgt auch in der Entsorgung für enorme Probleme. Zero Waste lautet deshalb ein neuer Gegentrend: Ein Leben mit möglichst viel Müllvermeidung. Doch wie realistisch ist das in unserer Lebenswirklichkeit? Funktioniert Zero Waste wirklich oder steckt dahinter nur ein Versuch, sich moralisch besser zu fühlen?
Manuela Gaßner berichtete, wie sie ihr Leben vereinfachte, indem sie ihren Müll zu Hause drastisch reduzierte. Und sie gab praktische, einfache und vor allem realistische Tipps, was wir im Alltag tun können, um den Plastikmüll wirkungsvoll zu verringern. Zudem zeigte sie, dass ein Zero Waste Leben Spaß macht, einfacher, hochwertiger, gesünder, bodenständiger, günstiger ist und dazu noch unabhängiger und selbstbestimmter macht.
Das Fachgespräch Energiewende fand in Kooperation mit dem Katholischen Kreisbildungswerk Ebersberg und Michael Wenzl, Klimaschutzmanager der Gemeinde Poing, statt.
Veranstalter: Energieagentur Ebersberg-München